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Freya v. Moltke Grußwort

Im Jahr 1998 konnte die Internationale Bildungs- und Jugendbegegnungs-stätte in Krzyiowa/Kreisau feierlich eröffnet werden. Schon seit 1988 bemüh-ten wir uns, eine Gruppe von Polen, Ost- und West­deutschen, Niederländern und Amerikanern, um die Wiederbelebung des vergessenen Ortes Kreisau – in der Zeit des Nationalsozialismus Treffpunkt des Kreisauer Kreises.

Nach der politischen Wende in Osteuropa wurde es dann möglich, aus dem ehemaligen Gut einen Ort der Begegnung junger Menschen aus ganz Europa zu machen. Zivilcourage und Einsatz für die Grundwerte einer demokratischen Gesell­schaft zeichneten das Handeln der Mitglieder des Kreisauer Kreises aus. So steht Kreisau für ein Zeug­nis von Mut. Mut, den Menschen in schweren Zeiten aufgebracht haben. Meine Kreisauer Freunde sind unter ihnen nur eine kleine Gruppe. Kreisau soll genauso für Menschen aus Polen, der Tschechischen Republik, Russland und anderen Ländern stehen, die zu ihrer schweren Zeit ihre Diktatur bekämpft haben. Anknüpfend an dieses Erbe finden im heutigen Krzyiowa Veranstaltungen statt, die europäische Verständigung lebendig werden lassen sollen. So wollen wir im neuen Europa zum Zusammenwachsen der europäischen Jugend einen Beitrag leisten.

Helmut Steiner
Der Tanz und die Stadt

Anmerkungen zur Bildwelt Katrin Hattenhauers

"Denn, siehst du, vergängliches Glück ist keines, Glückseligkeit gibt es nur in der Ewigkeit. Der Rest ist Kino und Jazz..." '
Muss es wundernehmen, wie leicht sich diese Worte, gefunden in einem Text des Philosophen und Mythenforschers, aber auch Schriftstellers und Weltreisenden Mircea Eliade (1907-1986), ihres ursprünglichen Zusammenhangs beraubt, auf ein Stück moderner Kunst übertragen lassen?

Wohl kaum, denn welcher Künstler ist nicht auch vom Mythos beherrscht, sucht, über sich hinausweisend, so etwas wie Ewigkeit? Die junge Künstlerin Katrin Hattenhauer ist nicht auf „Kino und Jazz" zu reduzieren, so fröhlich und unverstellt ihre Bilder auch daherkommen und sie zur Pop-Kunst zugehörig ausweisen mögen. Die Farbigkeit der Bilder, die Oberflächenstrukturen und damit die formale Bildgestaltung, sie sprechen und stehen zwar auch für die populäre Kunst der Jetztzeit. Unverkennbar sind aber genauso die klaren und deutlichen Bezugslinien zur außereuropäischen Kunst, beispielsweise der lateinamerikanischen Indianer, zur hinduistischen Kunst Südostasiens. Bezüge, nimmt man die afrikanische Kunst hinzu, ohne welche im übrigen die frühe klassische europäische Moderne des 20. Jahrhunderts über­haupt nicht vorstellbar wäre.

Wenn so tradiert Katrin Hattenhauer ihre exotischen Körperbilder ge­staltet, entsteht eine nahezu mythische Auffassung des ästhetisch Schönen. Ein Anspruch, der zum ästhetischen Programm wird. Damit aber nicht genug. Denn die Künstlerin belegt darüber hinaus in überzeugender Weise, dass die bildende Kunst im Zeitalter der Globalisierung durchaus auch undigitalisiert Wirkungen erreicht.

Ausstellung Magisches Theater
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Die souveräne Handhabung der Bildmittel, die in freien Rhythmen, nahezu spielerisch, mit archaisch anmutender Farbigkeit, die neuen Bildwelten entstehen lässt, ist durch künstlerische Arbeit geprägt, spiegelt aber auch das Naturell der Künstlerin. Hinzu kommen aber noch andere, ebenso prägende Momente, wie das persönliche Erleben des gesellschaftlichen Umbruchs beim Untergang der DDR von 1989, erfahren im Rahmen der Leipziger Bürgerrechtsbewegung.

Katrin Hattenhauer hat diesen Umbruch aktiv mitgestaltet. Und eine Erkenntnis dürfte für sie dabei gewesen sein, dass es tatsächlich eine Freiheit des Wollens gibt, wiewohl auch dieser Freiheit schon bald Grenzen gezogen wurden. Was aber blieb, war der bewusste Wille, zukünftig dieses Gefühl von Freiheit leben zu wollen. Zwei Möglichkeiten bestanden hierbei – Politik und Kunst. Auch wenn sich Katrin Hattenhauer für die letztere entschied, versteht sie sich auch heute noch als politisch denkender Mensch, dem plakatives Denken fremd ist. Aber sind Katrin Hattenhauers Bildwelten nicht gerade plakativ? Ja, und dazu bekennt sich die Künstlerin, weil das Wesen ihres jeweiligen Bildgegenstandes dem Betrachter sofort in aller Klarheit deutlich erkennbar sein soll. Das Plakative als Mittel zum Zweck. Diese gestalterische Konsequenz vermag zu beeindrucken, wird doch auf jede Künstelei verzichtet.

Für das bis jetzt vorliegende CEuvre lassen sich im übrigen drei signifikante Werkgruppen feststellen: der bereits erwähnte Tanz in Form der Körperbilder, die Stadt als poesiehafte Dekonstruktion und die nahezu anekdotische Bildfindung. Formal kennzeichnet dabei alle Werkgruppen, dass die Bildgegen¬stände in der Bewegung bleiben. Das heißt, es wird jede Statik und die damit verbundene Überhöhung des Sujets bewusst vermieden. Auch wird hier, ganz im archaischen Sinne, auf jegliche Perspektiven verzichtet. Diesem Formwillen tragen die technischen Mittel der Bildgestaltung voll und ganz Rech¬nung, nie werden sie zum Selbstzweck. Ob nun das verwendete Sperrholz oder der Strick, oder sei es, dass Späne auf Jute oder Leinwand appliziert werden und primäre Farben die durch Strick plastisch konturierte Binnenstruktur ausfüllen.

Katrin Hattenhauer ist jetzt als Künstlerin angekommen.

In diesem Sinne ermöglicht die polnische Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung Ausstellun­gen von Künstlern, die durch Persönlichkeit und künstlerische Aussage dem durch den Ort repräsentier­ten Gedankengut in der heutigen Zeit Ausdruck verleihen. In der Zeit vor und in der Wende in Leipzig 1989 hat Katrin Hattenhauer gewagt, Freiheit einzufordern und erfahren, was das für den eigenen Lebensweg, die eigene Arbeit bedeuten kann. Aus der Kraft dieser Erfahrung strahlen ihre farbenfrohen Bilder großen Lebensmut und Freude aus.

Als alte und neue Kreisauerin möchte ich meine Freude äußern über Katrin Hattenhauers schöne und berührende Ausstellung in der Stiftung Kreisau in Krzyiowa im polnischen Schlesien. Aber Katrin Hattenhauer kam nicht nur, um ihre Kunst zu zeigen. Sie kam auch, um mit jungen ost­und westeuropäischen Menschen künstlerisch zusammen zu arbeiten. Der Titel der Ausstellung „Frei­heit wagen" war zugleich Motto für die gemeinsame Zeit mit den Jugendlichen aus Litauen, Polen und Deutschland.

Ihr Kunstworkshop ist wie eine Probe für die Wirklichkeit: Hier wird mit Pinseln und Farben gestrit­ten, diskutiert um Standpunkte und Meinungen, auf Papier werden Pläne und Visionen entworfen. Wäh­rend dieser Arbeit entsteht eine Gemeinschaft aus der sich Freundschaften über die Zeit des Workshops hinaus ergeben. Spontan und kreativ werden Gegensätze erlebt, Gemeinsamkeiten entdeckt, Vorurteile abgebaut und gemeinsame Ziele gefunden.

Katrin Hattenhauer bringt ihre Kunst, ihr Lehrtalent und ihre gute Art zu den Jugendlichen und hilft uns neuen Kreisauern in unserer Aufgabe, bessere Verständigung innerhalb Europas zu fördern.

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Ausstellung
»Freiheit wagen«
Krzyzowa/Kreisau/Polen November/Dezember 2003
Ausstellung
»Rückkehr in die Freiheit«
Nikolaikirche Leipzig 1999
Ausstellung
»Liebespaar-Projekt«
Essenheimer Kunstverein
23. Juni-9. Juli 2006
Ausstellung
»Cose di Questo Mondo«
Bologna
2.-27. Mai 2006
Ausstellung
»Inno alla Libertà«
Bologna
2.-12. Oktober 2005
Ausstellung »Magisches Theater« Leipzig
9. Dezember1989
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