Einzelne Kulturereignisse finden internationales Publikum, wenige Künstler werden international zum Begriff. In Europa wird Kultur außerdem vorwiegend regional organisiert und erlebt. Wer weiß da schon von Besonderheiten und der Vielschichtigkeit aktueller kultureller und künstlerischer Strömungen und Entwicklungen in den Nachbarländern. Gerade darum ist der kulturelle Austausch zwischen Regionen und Städten Europas besonders wertvoll. Denn die Auseinandersetzung mit Kunst bedeutet auch immer: mehr erfahren über die Hintergründe und mehr erfahren über die Zustände im anderen Land und damit über den Zustand unseres Europas. Lassen Sie mich also danken der Associazione Cultura e Arte del´700, die, in Zusammenarbeit mit der europäischen Vereinigung „Perspectiv“, diesen Kulturaustausch und die Möglichkeit, die Malerin Katrin Hattenhauer kennen zu lernen, ermöglicht hat.
Mit der Ausstellung „Inno alla Libertà“ von Katrin Hattenhauer gelingt ein ganz besonderer Blick auf Deutschland. Während zur Zeit vielfach eine gedrückte, nachdenkliche, kritikgeschwängerte Stimmung in Deutschland rezipiert wird, strahlen die Bilder von Katrin Hattenhauer geradezu von Lebensbejahung. Sie geben große Gefühle wie Liebe oder Freundschaft authentisch wieder, Menschen erfüllen Leinwandflächen mit Bewegung und Energie, die überspringt auf den Betrachter, ihn selbst mit Kraft und Freude erfüllt. Mit diesem starken emotionalen Ausdruck, der Direktheit und Aufrichtigkeit der Bilder nimmt Katrin Hattenhauer in Deutschland sicherlich eine Ausnahmeposition ein. Jeder, der um die letzten 20 Jahre deutsch-deutscher Geschichte und um die Biographie von Katrin Hattenhauer weiß, sieht, dass diese Position nicht leicht erreicht und alles andere als leichtfertig ist, sondern in der starken Persönlichkeit der Künstlerin ihren Grund hat.
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Frau Frati, sehr geehrte Frau Perrone, sehr geehrte Frau Martinese, sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich sehr, heute bei der Eröffnung der Ausstellung „Inno alla Libertà“ der deutschen Malerin Katrin Hattenhauer zu sprechen.
Es gibt einige gute Gründe, warum eine Europaabgeordnete aus Leipzig hier in Bologna einige Worte über die Ausstellung und die Künstlerin sagt.
Zunächst einmal sind Leipzig und Bologna Partnerstädte. Die Partnerschaft ist schon fast vierzig Jahre als, sie stammt also noch aus einer Zeit als der Teil von Deutschland aus dem Katrin Hattenhauer und ich stammen unter einer diktatorischen Herrschaft stand. Die Partnerschaft ist 1997 erneuert worden und so überbringe ich heute die Grüße des Oberbürgermeisters von Leipzig, Herrn Wolfgang Tiefensee, der genauso wie ich, in der heutigen Ausstellung von Katrin Hattenhauer in der Partnerstadt Bologna einen Baustein sieht für den weiteren Ausbau der Städtepartnerschaft.
Städtepartnerschaften sind ein wichtiges Instrument zur Vertiefung des gegenseitigen Verständnisses und damit zur Vertiefung der dringend nötigen europäischen Integration. Wenn die Menschen in den Regionen Europas, in den Städten, also vor Ort einander besser kennen und verstehen lernen, dann entwickelt die europäische Gemeinschaft ihren wirklichen Sinn.
Dies gilt in besonderem Maß für die Person und die Arbeiten von Katrin Hattenhauer. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Sie sich hier in der Ausstellung umsehen und die Bilder auf sich wirken lassen, - fühlen Sie sich frei es schon jetzt zu tun – dann werden Sie, dessen bin ich mir sicher, emotional erfasst von Fröhlichkeit, von einer Freude an Bewegung, von einer Lust auf Farben.
Anders Katrin Hattenhauer: Ihr künstlerisches Ziel ist es, mit zum Teil stark vereinfachten Mitteln, Lebensfreude auszudrücken, die auf den Betrachter ausstrahlt und überspringt. Katrin Hattenhauer macht mit ihren Bildern eine positive Aussage über das Leben und die Möglichkeiten in Deutschland und in Europa. Zwar mag ein oberflächlicher, kurzer Blick manche Bilder für naiv halten, doch die emotionale Qualität der Bilder, und darin liegt ihr eigentlicher künstlerischer Aussagewert, ist hart erkämpft. Katrin Hattenhauer malt Bewegung, Bewegungsfreiheit, Freiheit. Mit ihren Bildern gibt sie ihrer Freiheit Ausdruck.
Eingangs habe ich erwähnt, dass wir beide einen wichtigen Abschnitt unseres Lebens gemeinsam in Leipzig verbracht haben. Wir haben bis 1989 in Leipzig für unser Ziel: „Ein offenes Land mit freien Menschen“ zu erreichen, eingestanden. Katrin Hattenhauer ist für dieses Ziel sogar ins Gefängnis gegangen, weil sie den Protest gegen den Unterdrückerstaat immer wieder öffentlich gemacht hat. Nach der großartigen Befreiung sind wir unterschiedliche Wege gegangen, ich bin in der Politik aktiv und seit einem Jahr im Europaparlament, Katrin als Künstlerin, aber unsere Idee von Freiheit ist die gleiche geblieben – daher, meine Damen und Herren, erklärt sich auch der Titel der Ausstellung: „Inno alla Libertà“.
Das Verhältnis von Deutschland und Italien war immer eng, wenn auch nicht immer glücklich. Das gilt für Bologna in besonderem Maß. Ich rechne darauf, dass die Ausstellung Ihr Bild von Deutschland um eine strahlende Facette bereichern wird.
Ein ganz herzliches Dankeschön an alle, die diese Ausstellung ermöglicht haben. Genießen Sie die Bilder, finden Sie Ihre eigene Interpretation und nehmen Sie ein Stück Lebensfreude mit in Ihren Alltag.
Grazie
Gisela Kallbenbach
Bologna ist eine weltoffene Stadt, seit Jahrhunderten kommen die Jugendlichen aus allen Ländern hierher um zu studieren. Unsere Stadt hat immer großen Wert auf moderne und zeitgenössische Kunst gelegt und daher freuen wir uns auf die von der Associazione Cultura e Arte del´700 und vom
Instituto di Cultura Germanica di Bologna mit ausgerichtete Ausstellung, die uns heute Gelegenheit gibt, die Arbeiten von Katrin Hattenhauer kennen zu lernen.
Die Freude der Künstlerin für leuchtende Farben passt in besonderer Weise und geradezu perfekt zu Bologna; der Tanz und der Ausdruck von Bewegung in ihren Bildern findet kongeniale Entsprechung im verborgenen Schatz der Villa Aldrovandi Mazzacorati: dem märchenhaften Barocktheater.
Mit dieser Ausstellung beschreiten die Städte Leipzig und Bologna eine neue Etappe auf ihrem Weg der Freundschaft, die, wie ich mir wünsche, immer stärker werden und immer mehr Bürger einbeziehen wird.
Sergio Cofferati
Grußwort des Leipziger Oberbürgermeisters Wolfgang Tiefensee
Seit 1962 besteht zwischen Bologna und Leipzig eine Städtepartnerschaft, 1997 erneuert mit dem Ziel, den Bürgern die Möglichkeit zu geben, die Kultur und die Lebensweise des jeweils anderen kennen zu lernen. Darum freue ich mich über die Ausstellung „Inno alla Libertà“ der Leipzigerin Katrin Hattenhauer in der Villa Aldrovandi Mazzacorati in Bologna.
Die Präsentation der Ausstellung ist für Leipzig doppelt bedeutsam: Einmal, weil sich in unserer Partnerstadt Bologna mit Katrin Hattenhauer eine Malerin vorstellt, die als Mitinitiatorin der Leipziger Friedensgebete 1989 mit als erste den Weg aus der Kirche hinaus zum Protest im öffentlichen Raum gegangen ist und so vorbildlich für Courage und das Freiheitsbegehren von tausenden von Leipziger Bürgern gegen einen totalitären Staat steht. Zum anderen, weil ihre heutigen Bilder von wiedergewonnener Freude, Bewegungsfreiheit und Lebenslust zeugen. Damit stehen die Bilder auch für das Lebensgefühl, das Leipzig als moderne, europäische Metropole auszustrahlen beginnt.
Ich vertraue darauf, dass sich unsere Städtepartnerschaft so facettenreich und lebendig wie Katrin Hattenhauers Bilder entwickelt und wünsche der Ausstellung gutes Gelingen, viele Gespräche, viele Besucher.
Wolfgang Tiefensee