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Presseberichte:

Für „das Team" der ITS – Joachim Hommel:
Deckengemälde auf der Intensivstation – Gedanken eines Arztes

Alles, was im Krankenhaus geschieht, muss der Heilung des Patienten dienen. Kunst im Krankenhaus hat die Aufgabe, die Genesung des Patienten zu unterstützen und sein Leiden erträglicher zu machen, Kunst hat gerade im Krankenhaus eine anspruchsvolle Funktion.

Kunst kann für den Patienten und die Mitarbeiter eine warme Atmosphäre schaffen, die auch Geborgen­heit vermittelt und Hoffnung ausstrahlt.

Ein mögliches anderes Ziel von Kunst im Krankenhaus kann die Stimulation von Wahrnehmung sein. Aber welche Patienten könnten von einer solchen Kunst profitieren? Wir dachten dabei an den Inten­sivpatienten, der durch eine schwere Verletzung, große Operation oder ein lebensbedrohliches Ereignis auf der Intensivstation liegt. Seine Wahrnehmung ist gestört – entweder durch das „Trauma oder die Noxe" selbst, durch Medikamente oder auch durch eine apparativ bedingte Passivität.

Was wollen wir mit unseren Maßnahmen beim Patienten denn eigentlich erreichen? – Die Aktivierung des Patienten durch geistige Anregung!

Dafür muss zuerst seine Wahrnehmung „wieder" stimuliert werden, um dann in Selbstbesinnung auf die eigenen Kräfte den Heilungsprozess aktiv mit zu unterstützen.

Dies waren unsere Überlegungen, als wir mit der Künstlerin, Katrin Hattenhauer, einmal darüber dis­kutierten, wie „Kunst im Krankenhaus" auf einen Intensivpatienten wirken könnte.

Doch schon früher gab es diese Vorstellungen. So hatte PD Dr. Meier-Hellmann, damals noch Oberarzt der Intensivtherapiestation (ITS) in der Universitätsklinik Jena, diese Idee. Seine Überlegungen waren sicher die gleichen – Stichwort: basale Stimulation. Und seine Idee, die er uns einmal auf einem Sym­posium näherbrachte, hat dann wiederum unsere Stationsschwester Heike Bluhm initiiert – die von nun an das Projekt „Deckenbemalung" hartnäckig weiterverfolgte. Bereits bei der Planung und dem Bau unseres Krankenhauses und unserer ITS sprach sie das Thema der Deckenbemalung bei den Architek­ten und dem Träger an. Doch wie kam es dann zur endgültigen Realisierung?

Im Januar 2003 gelang es Schwester Heike, alle potentiell Beteiligten an den einen Tisch zu bekom­men: Künstlerin, Architekten und Krankenhaus-Träger – sprich Finanzierer.

Wir sind nun froh und stolz, dass unser Krankenhausträger diese Idee zur „Stimulation von Intensiv­patienten" realisiert hat.

In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen etwas aus der Zeitschrift „Mensch und Büro" zitieren: Im Artikel: „Bilder sagen mehr als tausend Worte" wird u. a. festgehalten, dass die Zwiesprache mit der Kunst neue Gedanken initiiert, anregt, einen Dialog schafft und die Kommunikation fördert. Und über die psychologische Wirkung der Kunst wird gesagt: Kunstwerke beeinflussen die Stimmung der Menschen am Arbeitsplatz in Richtung Arbeitsmoral und Produktivität – im positiven wie im nega­tiven Sinne. Zu diesem Schluss, basierend auf emotionalen Reaktionen auf populäre Gemälde, kommt eine internationale Studie des US-Psychologen Dr. Aric Sigmann. Die Untersuchung förderte unter anderem zutage, dass Kunst Kreativität unterstützen, zur Entspannung beitragen oder die Stimmung verbessern kann.

So hat der Psychologe beispielsweise festgestellt, dass Kunstdrucke wie Gustav Klimts „Der Kuss" besonders stimmungsaufhellend und beruhigend sind und Cezannes „Badende"sowie van Goghs „Sonnenblumen" und Matisses „Blauer Akt" helfen, Stress abzubauen. Bilder wie Edvard Munchs „Schrei", Andy Warhols „Campbells Soup" oder Picassos „Guernica" wirkten dagegen anregend oder aufwühlend.

Die Auswahl eines Bildes lässt zudem deutliche Rückschlüsse auf den Besitzer zu. „Ein Picasso im Büro eines autoritären Vorgesetzten kann bedeuten, dass dieser Salz auf die Wunden seiner Mitarbeiter streut", erläutert Sigmann.

Aber nicht nur einzelne Charaktereigenschaften lassen sich durch die Motivauswahl entlarven. Auch ganze Unternehmen outen sich durch die präsentierten Kunstwerke. Sigmann: „Die Mitarbeiter sollten sensibel dafür sein, dass das Verborgene des Unternehmens und die eigene Zielrichtung an den Wän­den geschrieben steht".

Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Kunst in unserem Hause?

Kunst wird unsere Mitarbeiter, also Pflegende und Ärzte auf der Intensivstation in ihrer Kreativität unterstützen und zur Entspannung beitragen und die Stimmung verbessern. Und ich denke erst recht an die Patienten und ihre oft verunsicherten Angehörigen. Geeignet sind in diesem Zusammenhang Ge­mälde der ungegenständlichen Malerei – sie wirken einerseits beruhigend und andererseits neugierig machend. Sie spornen die Wahrnehmung und die Phantasie und somit auch die Selbstheilungskräfte wieder an.

Über die oben beschriebenen vermutlichen Zusammenhänge von Kunst und ihre Wirkung auf Patien­ten und Mitarbeiter gibt es leider keine durch Studien gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Gleichwohl können wir ihre positive Wirkung in unserem Hause beschreiben: Unsere Kranken, ihre Angehörigen und die Mitarbeiter schildern, wenn man sie mit etwas zeitlichem Abstand zum Dasein auf unserer Intensivstation und in unserem Hause befragt, die Räume und die Atmosphäre als positiv und warm und als nicht bedrückend, sondern eher als stimulierend. Warum? Die Kunst in unserem Kran­kenhaus empfängt nicht nur im Eingangsbereich und begleitet durch das ganze Haus, sondern wirkt auch noch an der Stelle, wo es eigentlich „am schwierigsten" ist, nämlich auf der Intensivstation. Kunst begleitet uns sozusagen wie ein roter Faden durch das Ganze und scheut sich nicht vor vermeintlichen Herausforderungen. Nein, sie entfaltet vielmehr ihre erhofften Wirkungen, indem sie am kritischsten Platz des Hauses stimuliert, aktiviert und gleichzeitig eine Atmosphäre von Geborgenheit und Hoffnung gibt.

Die Malerin, Katrin Hattenhauer, hat uns in zwei Intensivzimmern die Zimmerdecken höchst unter­schiedlich bemalt: Phantasievoll und polarisierend zugleich – letztlich so, wie wir es uns eigentlich wünschten: „Stimulation der Wahrnehmung unserer Patienten und Mitarbeiter!"

Und eine Patientin sagte einmal spontan, vielleicht stellvertretend für viele andere, zur Deckenmalerei befragt: „... ich fühle mich wohl, habe keine Langeweile, vielmehr regt es mich zum Denken an, wenn ich hochgucke ..."

Was mehr wünschen wir uns eigentlich?

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